Auf dem Weg von Jayapura nach Wayag begegnen wir vielen Walen (Pottwale). Nachts leuchtet der Himmel durch entfernte Gewitter. Die Strömung schiebt uns mit mindestens einem Knoten zusätzlich an und verwöhnt uns mit einer schnellen Fahrt.
Wir kommen früh morgens bei Wayag im Norden von Rajat Ampat an. Kaarst-Berge erheben sich aus dem Meer. Die Landschaft wirkt so skuril, dass hier Drachen wohnen könnten.
Wir versuchen anhand der Cruising-Guide-Beschreibung den Eingang zu dem Labyrinth zu finden. Vorsichtig tasten wir uns heran. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen und somit sieht man die Riffe, die vielleicht nur knapp unter der Wasseroberfläche zwischen einigen der Berge liegen, nicht sofort.
Als wir in der Bucht ankommen, müssen wir leider feststellen, dass es nur eine Boje gibt, die bereits von einem Boot besetzt ist. Wir fahren vorsichtig die Bucht ab, seitlich soll es einen Bereich mit akzeptabler Ankertiefe geben. Aber wir finden nur Korallen und durch die starke Strömung und dem nahen Riff keinen guten Platz. Was nun? Auch die Boje in der Nachbarbucht ist besetzt, dass hatten wir bereits bei der Anfahrt gesehen, beides waren große Tauch- oder Liveaboardboote. Das Wasser in den Lagunen ist hier an vielen Stellen 50 – 70 m tief. Wir fragen die Crew von einem der Boote, sie können uns helfen und zeigen uns einen Spot, der nur knapp 20 m tief ist. Wir nutzen die Chance und ankern. Der Platz ist zwar wunderschön, allerdings ungünstig, da wir zu nah an Mini-Steinpilzen, die aus dem Wasser ragen, liegen und der Anker auch eher an einer Koralle hängt statt tief in sandigem Grund vergraben zu sein. Wir warten erstmal ab um später bei besserem Licht einen anderen Platz zu finden.
Nachmittags sehen wir plötzlich ein Dingi durch die Lagune rasen. Das Boot sieht verdächtig nach Seglern aus. Die beiden winken aus der Entfernung, fahren aber weiter. Eine Stunde später sind sie plötzlich wieder da und kommen zu uns. Wir hatten mit unserer Vermutung Recht, es waren Segler aus Australien. Die beiden sind uns auf Anhieb sympathisch und sie erzählen uns von einem besseren Ankerplatz etwas tiefer in der Lagune. Da unsere Seekarten hier zu ungenau sind und es auf dem Weg Untiefen gibt, führen uns die beiden zu dem Platz. Und er ist perfekt. Der Grund ist gerade mal 10 m tief und sandig. Der Anker hält sofort. Die Aussicht ist auch hier atemberaubend. Was für eine tolle Landschaft. Das Wasser spielt mit seinen Farben von dunkelblau bis helltürkis, je nach Tiefe. Die Berge sind grün bewachsen und Vögel zwischern um die Wette. Zwischen den Hügeln verstecken sich überall kleine weiße Sandstrände. Alle paar Minuten springen gejagte Fische aus dem Wasser und einmal sehe ich am Ende der Bucht sogar einen kleinen Wal. Wahnsinn! Erst glaube ich gar nicht, was ich da gesehen habe, aber die anderen Segler bestätigen mir später, dass sie auch einen gesehen haben. Auch große Mantarochen ziehen durch das Wasser, manchmal knapp unter der Oberfläche.
In der Abenddämmerung nähert sich plötzich ein großes Außenborder-Kanu mit sechs Männern an Bord. Wir ordnen außer Sicht schon mal die Pfefferspray-Dosen und legen die Macheten bereit. Solche Besuche mit überbesetzten Kanus sind bei oder nach Sonnenuntergang meist kein gutes Zeichen. Wir können uns aber entspannen. Die Jungs sind hier, um die Boot und Besatzungen zu zählen. Denn eigentlich sollte Ihr Dorf von den Einnahmen für den Park profitieren. Dafür verzichten sie auf eine wirtschaftliche Nutzung der Gewässer. Aber die Behörden überweisen nichts. So fahren sie nun die Ankerplätze ab und zählen die Besucher. Für jeden müsste es eigentlich etwa 50 USD geben. Die von uns unterzeichnete Zählung ist eine wirksame Verhandlungshilfe für die Dorf-Vorsteher.
Am nächsten Tag machen wir eine gemeinsame Dinghi-Tour durch das Labyrinth der Lagunen und zum Schnorcheln. Es ist Ebbe und an manchen Stellen stockt uns der Atem, ob wir über das Riff mit unserem Dinghi kommen oder ob der Motor hängen bleibt. Doch unsere neuen Freunde fahren voraus und bringen uns den Dinghi-Level 2 bei: Sliden im flachen Wasser über Korallen, kein Problem, der Motor wird dafür halb hoch genommen und dann klappt es. Das Wasser hier ist unglaublich klar. Unter uns erstrecken sich vielfältige Korallengärten und Fischschwärme. Auch das Schnorcheln ist ein echtes Erlebnis.
Noch einen Tag später gehen wir alle Tauchen. Mina ist inzwischen sehr routiniert und kann den Tauchgang in vollen Zügen genießen. Plötzlich zeigt sie ins Blaue und wir sehen einen Mantarochen mit fünf Metern Spannweite majestätisch an uns vorbei ziehen.
Wir haben mit den anderen Seglern viel Spaß und grillen Abends an einem Ministrand. Alle bringen Kleinigkeiten mit und wir genießen Cocktails, Bratwürstchen und Stockbrot bei untergehender Sonne.
An unserem letzten Tag nutzen wir die Gelegenheit und klettern auf einen der großen Felsen. Hier gibt es einen offiziellen Kletterpfad. Der Aufstieg ist nach ca. 20 Minuten geschafft, allerdings waren einige Stellen recht steil und manche auch rutschig durch nasse Blätter. Oben angekommen belohnt uns eine traumhafte Aussicht! Wir können in die Lagunen schauen und sehen in der Entfernung sogar unseren Mast.
Der Abend wird mit einem wiederholten Lagerfeuer beendet. Dieses Mal ist der Strand wegen der Flut weit überspült. Mit vereinten Kräften bauen wir Dämme und Umlenkungsgräben und schaffen es, dass unser Feuer nicht nass wird und wir im Trockenen sitzen bleiben.
Schweren Herzens verlassen wir am nächsten Tag Wayag und machen uns über Zwischenstopps auf den Weg nach Sorong.
Glück muss man haben! Mit Seglern, Walen und coolen locations
Hi Norma,
das ganze Leben ist doch Glücksache, aber manchmal muss man sein Leben auch selbst zum Glück führen. Wir sind inzwischen in Komodo angekommen. Hier im Süden von Indonesien ist der Tourismus stärker vertreten und damit wird auch wieder mehr auf die Sauberkeit geachtet. Also keine Mülllawinen mehr. Dazu aber später im Blog mehr. 😉 Liebe Grüße an Achim und Greta! Heide