Pazifikpassage: Kurzweilige Erlebnisse

Zugegeben, die letzten Nachrichten von uns waren doch ein wenig zu
generisch. Als kurze Lebenszeichen haben sie sicher ihren Zweck erfüllt.
Aber Lesespaß ist vielleicht etwas anderes und wir wollen uns ja auch
noch an das eine oder andere erinnern, wenn wir das Blog in einigen
Jahren lesen.

Anbei gibt es mit „Huevos Revultos“ eine Episode, die wir schon etwas
verkürzt beschrieben haben und eine neue, die allein wegen der Menge an
Blut, verbrannter Haut und Heldentaten spannend sein sollte. Beide
trugen sich auf dem Pazifik zu. Weit weg von jedem rettenden Ufer.

Beginnen wir mit der zweiten. Denn sie ist jünger und enthält keine
Referenzen zu menschlicher Anatomie. Die erste kommt mit dem nächsten
Posting.

Angeln für Fortgeschrittene – oder wie man mit einem Fisch seine Crew
dezimieren kann

Seit einigen Tagen haben wir bereits das letzte Drittel unserer
Überfahrt erreicht. Zweitausend Seemeilen sind geschafft, noch
eintausend liegen vor uns. Zu diesem Zeitpunkt geschehen auf Booten nach
meiner Erfahrung zwei Dinge: Zum einen wird jeder etwas hibbelig, da man
im Geiste die Strände, Bars und Happy-Hours schon zu riechen glaubt. Zum
anderen schaut man besorgt auf den verbleibenden Proviant. In unserem
Fall konkret auf die Huhn und Fleischvorräte.

In Kombination (hibbelig und psychosomatisch verhungert) werden jeden
Tag die Angeln ausgebracht. Mal laut, mal leise schallt es „Fischi,
Fischi, Fischi“ über das Deck. Eigentlich nur unterbrochen vom hämischen
„Dishi, Dishi, Dishi“, das Esteban ruft, wenn Lukas mal wieder eine
Runde Backgammon verloren hat, bei der es um den Abwasch ging.
Gleichzeitig werden die wildesten Theorien aufgestellt: Haben schon
lange keine Exocets (fliegende Fische) gesehen, vielleicht gibt es hier
überhaupt kein Leben im Wasser. Oder: Unsere Köder sind zu klein. Oder:
Wir sind mit unseren acht Knoten zu schnell für die Fische. Oder, oder
oder. Es wird wieder klar, warum sich gerade bei Seeleuten so viel
Aberglaube entwickeln konnte.

So kam es nun, dass wir mit achteinhalb bis neun Knoten über die Wellen
rasen. Für Alytes schon sehr schnell. Vor ein paar Stunden hatten wir
beim Surfen mit 16,4 Knoten fast schon unseren Rekord von 17 erreicht.
Der Parasailor steht perfekt. Es bläst mit zwanzig Knoten.

Plötzlich das reißende Schnarren der Angel. Die Bremse ist leicht
eingestellt, zügig rauschen 30, 40 und 50 Meter durch. Ich renne hin.
Bremse festzurren. Das Biest zieht weiter. Alytes zieht in die andere
Richtung. Wieder 10, 20, 30 Meter. Die Rolle leert sich alarmierend
schnell. Klar ist: Wenn sie am Ende ist, wird sie vermutlich reißen und
wir verlieren viel Leine, Köder und natürlich den Fisch. Also mein
Hilferuf: Können wir Speed aus dem Boot nehmen? OK, höre ich. Und die
drei anderen machen sich daran, den Parasailor bei zweiundzwanzig Konten
zu bergen. Eigentlich hätten wir tauschen müssen: Fritze ins
Parasailor-Team, einer der Jungs an die Angel. Vielleicht war es der
Trennungsschmerz, der nach dem Verlust von fünf Ködern am Anfang unserer
Passage noch immer in meinem Herzen bohrte. Trotzdem falsch. Egal. Ich
also an der Angel. Klassischer Kampf: Eine Welle schiebt den Fisch
heran, die Angel hochreißen, drei Meter Leine aufnehmen. Der Fisch
zieht, vier Meter Leine sind wieder von der Rolle. Hoffen.

Da geht von links plötzlich die Sonne auf, so scheints. Und Schreie
gellen über das Deck. Ein riesiges gelbes Licht schiebt sich in mein
Gesichtsfeld. Der Parasailor. Sonst ist diese fröhliche Farbe immer ein
Quell der Freude an Bord. Aber hier sollte sie nicht wehen. Denn sie ist
viel zu weit achtern. Darunter scheint eine Figur zu hängen. Aus dem
Augenwinkel sehe ich Lukas etwa eineinhalb Meter Höhe an der Bergeleine
des Parasailors hängen. Zum Glück noch überm Deck. Er lässt los. Das
Segel bläht sich auf, der Bergeschlauch rutscht hoch. Wieder ein Schrei,
diesmal von Heide. Sie lässt beide Niederholer los, da nun 22 Knoten an
145 Quadratmetern leichtem Tuch zerren. Trotz der Belegung auf den
Winschen nicht zu halten. Dank der von Ihr eingesetzten Achterknoten
rauschen die Leinen nicht komplett aus. Der Parasailor steht also wieder
prima. Nur leider in acht Metern Höhe (Unterkante) und vier Meter neben
der Bordwand. Die Bergeleine hängt ebenfalls außer Reichweite über dem
Wasser.

Esteban pustet sich in die Handflächen. Denn die Leinen sind auch durch
seine Hände gegangen und er hat etwas zu spät losgelassen. Lukas sieht
dankbar und ungläubig auf seine. Es riecht nach verschmortem Autoreifen
und gebratenem Fisch. Glücklicherweise hatte er ein paar dieser
Schutzhandschuhe aus Baumwolle und Gummi an. Damit wollte er eigentlich
den Fisch aus dem Wasser ziehen, jetzt haben sie seine Handflächen gerettet.

Missmutig stecke ich die Angel in die Halterung und sage schon mal still
dem Fisch adieu. Schnappe mir die Winsch, auf der die Steuerbordschot
des Parasailors als letzte noch belegt ist. Winschen bis der Ballon
längsseits und erreichbar ist. Ran an die Holeleine des Bergeschlauchs
und kräftig gezogen. Ein wenig gehts, dann ist Schluß. Esteban ist zur
Stelle , er hat bemerkt, dass ich mich gegen die andere Seite der
Holeleine abmühe. Die hat sich in einem anderen Tau verheddert. Schnell
zuzelt er das Ganze auseinander und nun geht es recht zügig. Der
Parasailor ist im Schlauch gebannt, Heide, Tebbi und Lukas bergen ihn
nun in unseren „Segelraum“.

Wieder zum Fisch. Zerren und kämpfen. Drei Meter, vier Meter, er ist
noch dran und er ist schlapp. Lukas ist mit Rettungsweste, Gaff und
Sicherheitsleine zur Stelle. Er pickt sich ein und gemeinsam fiebern wir
dem Fisch entgegen. In einer Welle zeigt er sich dann: Ein ziemlicher
Brocken, schillert dunkelsilberblau und bewegt sich schon wie ein
richtig großer Fisch. Noch einige Meter, Lukas packt zu und holt ihn
raus. In wenigen Sekunden steckt eine Klinge in seinem Hirn (nicht
Lukas, dem Fisch) und das Leiden ist vorüber.

Ein 1,67 Meter „Spearheaded Billfisch“ (in einem nächtlichen Posting
hatte ich ihn – glaube ich – falsch benannt. Unser Fischführer sagt
„good taste and good commercial value“. Das ist so eine zwei minus…

Lukas macht sich tapfer und bald schon routiniert ans Ausnehmen. Ich
enthäute die eine Seite, er beginnt mit der anderen. Aus der Küche höre
ich dann ein „Mist“ oder so. Blut spritzt. Lukas hat sich mit dem schön
scharfen Fischmesser in den Finger gesäbelt. Also kommt unser guter „Sea
Doc Sailor 2″ zum Einsatz. Schön säubern, desinfizieren, Druckverband
und „Melanie“ das Superpflaster drüber.

Esteban hat von Heide derweil Brandsalbe für die Flosse bekommen und ist
schon wieder fit. Ich mache also den Fisch zuende fertig. Die Ausbeute
sind über zwanzig Steaks und vier gute, dicke Fillets aus dem Schwanz.
Zwei Stunden später sitzen wir bei gegrilltem Fisch und Estebans
großartigem Risotto zu Tisch und grinsen. Alles gut gegangen. Der
Parasailor ist wieder draußen, wir fahren über sieben Knoten auf Hiva Oa zu.

Beim nächsten Mal eine unserer (mittlerweile vielen) „Lessons Learned –
The Hardway“:

Huevos Revultos
– oder Warum man bei Seegang keinen Klettergurt als Zweitsicherung im
Mast tragen sollte

Pazifikpassage: Endspurt

Es geht voran.

In Annäherung an die Marquesas dreht der Wind langsam von seiner
ursprünglichen SO-Richtung nun auf SOO. Für uns ein Segen, da wir
endlich das ohnehin etwas angeschlagene, nur im 3. Reff stehende,
Hauptsegel herunternehmen können und unser Vorsegel durch den 145qm
Parasailor ersetzen. Ein Traum.

So segeln wir mit über acht Konoten Fahrt bei 18 Knoten Wind auf
Position 9°02.979S, 127°16.862W. Die Geschwindigkeit macht Riesenspaß
und wir freuen uns, dass unsere Navigationscomputer einstimmig eine
Resreisezeit von unter vier Tagen errechnen. So werden wir wohl am
Samstag, zwischen 9:00 und 14:00 Uhr Ortszeit ankommen.

Auch sonst ist alles an Bord prima. Das Fischen macht besonderen Spaß.
Heute hat bei knapp neun Knoten (unser Rekord war bisher 16,4 eine Welle
runter) ein 167cm „Spearheaded Billfish“ (wie auch immer der in DE
genannt wird) angebissen. Zwei Stunden später, nach Kampf und Blutbad
lagen dann gegrillte Steaks mit argentinischem Risotto auf den Tellern.
Die nächsten drei Tage werden wir uns um das Essen wohl keine Sorgen
machen müssen.

Mina ist noch in den letzten Zügen, das Material für die dritte Klasse
zu beenden. Gerade hat sie (nach schwierigem Start) die Division großer
Zahlen mit Rest gemeistert. Noch eine kleine Mathe-Arbeit und dann
schwenken wir langsam ins nächste Jahr ein. Sommerferien haben wir ja
nicht (dafür hatten sie gerade Galapagos-Ferien).

Wir melden uns wieder, wenn die Marquesas in Sicht kommen,
Fritze und die Crew

Buch: Die vereinigten Staaten von Europa, Oliver Janich
Musik: Ukulele, selbst gespielt

Kurz vor dem Bergfest

Nachdem die Ursachen für unsere kleinen Herausforderungen im Mastkopf
gefunden wurden, segeln wir mit beständigen Passatwinden gen Südwest. An
Bord hat sich eine ruhige, pazifische Routine eingestellt.

Mina geht Riesenschritte in Richtung des Schuljahresendes, Lucas und
Esteban haben im Backgammon mit hohen Einsätzen (etwa: der Verlierer
macht den Abwasch, der Verlierer muss den gerade entdeckten jedoch vier
Tage alten fliegenden Fisch vom Netz ins Wasser befördern) einen
Zeitvertreib gefunden. Immer wieder hören wir die Schreie desjenigen,
den die Würfel gerade hart bestraft haben.

Die Bordmäuse freuen sich an dem frisch gereinigten Käfig, sind aber ein
wenig überrascht, als sie rüde von einem Schwall einbrechenden
Seewassers an ihre Umgebung erinnert werden. Esteban hatte vergessen
Minas Luke zu schließen, als er einen Eimer über das Deck ausleerte.
Übermotiviert nennen Fußballkommentatoren das wohl beim Kicken. Schön,
dass sich zumindest einer so ins Deckschrubben hereinsteigert.

Die See bringt uns dagegen selten Wasser an Deck. Zwar sind für morgen
Wellen von knapp vier Metern vorhergesagt, aber bisher sehen wir davon
nichts. Es sind eher die üblichen zweieinhalb.

Der Mond ist zur Zeit hell und fast voll. Auch die Nachtwachen sind
daher angenehm zu segeln. Gestern hatten wir dazu wieder einmal das
seltene Glück, nachts von Delfinen begleitet zu werden. Ihre schnellen
Manöver ziehen leuchtende Spuren durch das mit luminiszierendem Plankton
satte Wasser; bei jedem Ausstoß von Atemluft eine kleine, blaugrüne
Explosion im Wasser. Großartig.

Dann auch immer wieder mal nächtliche Gäste an Bord. Neulich hatte eine
unaufmerksame Möwe unser Vorsegel erwischt und ist überrascht auf das
Netz gestürzt. Netterweise hat sie sich dazu auch noch erbrochen. Wir
fanden zu den üblichen frischen fliegenden Fischen auch einen weißlich
anverdauten aus dem Kropf des Tieres. Aber wie wir im Ruhrgebiet sagen:
Gut gekotzt ist halb gefrühstückt. Die Möwe war nach zwei Stunden wieder
fit und hat uns vor Sonnenaufgang wieder verlassen.

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten beim Angeln geht es mittlerweile
recht gut voran. So gab es in den letzten Tagen bereits dreimal Fisch.
Meist beißen schillernd-goldene Doraden, wir hatten aber auch schon
einen kleinen Wahoo am Hagen. Zu klein zum Essen leider, so ließen wir
ihn wieder frei.

Nun segeln wir zur Zeit auf Position 7°21.680’S und 112°10.558’W bei
vierzehn Knoten Wind mit sechseinhalb bis sieben Knoten durch den
Pazifik. Warum so langsam? Nachdem wir uns sicher sind, dass erneut
durch einen Schäkel hervorgerufene Grate am Mastkopf unser Großfall
durchsscheuern, haben wir uns entschlossen, die ersatzweise Dirk als
Großfall einzusetzen. Sie wird durch eine andere, unbetroffene Rolle, im
Mast geleitet. Da sie aber nicht, wie unser Großfall, als Flaschenzug
geführt wird, wollen wir das Großsegel nur im dritten Reff fahren. So
verhindern wir, dass zu viel Last auf die Dirk wirkt und wir sie
gegebenenfalls auch verlieren. Zur zeit führen wir demnach unseren
Genaker und das Großsegel im dritten Reff. Je nach Wind bringt uns das
zwischen sechs und acht Knoten. Genung, um in der geplanten Zeit mit
genug Proviant und Wasser unser Ziel zu erreichen. Der Bordcomputer
weissagt uns etwa noch zehn Tage bis Hiva Oa.

SNAFU*: Pazifikpassage, 23.04.-25.04.

SNAFU*: Pazifikpassage, 23.04.-25.04.

Der 23.04.2015 hat für uns prima angefangen. Unser Code Zero Vorsegel
steht prima, wir fahren etwas südlicher als den direkten Kurs aber
machen zwischen sieben und neun Knoten Fahrt.

Die solide Ausbildung hat sich für Lukas gelohnt. Gegen Mittag beißt
eine weitere Dorade. Wieder ein Männchen. Der Kampf beginnt und dauert
etwa 15 Minuten. Manchmal hört man ihn zwischen den Flüchen ein „der ist
aber auf jeden Fall kleiner“ zischen. Die Angel hält er nun eher an die
Treppe geklemmt, da sein Unterleib wohl von der letzten Dorade noch
etwas lädiert ist. „Maricon“, wie Esteban leise sagen hören.

Aber nach einigen ordentlichen Zügen ist es geschafft: Wir ziehen einen
1,01 m Doradenmännchen aus dem Ozean. Nach Sashimi und Ceviche gibt es
heute also Filets und ein Fisch-Wok. Denn wir haben noch eine gute Menge
an Gemüse an Bord und essen prima.

Wir segeln zügig mit knapp acht Knoten unter Vollzeug durch den sonnigen
Tag. Der Wind bläst stetig mit etwa fünfzehn Konten, die Wellen sind mit
etwa zwei Metern ganz zivil. Dann ein dumpfer Schlag, ein Rauschen und
ein Warnruf Heides, die gerade am Steuer sitzt.

Wir stürmen an Deck und sehen, dass das Großsegel komplett nach unten
gerauscht ist. Heide behält Nerven und Kurs. Alytes fährt mit sechs
Knoten am Code Zero weiter auf die Marquesas zu. Kurzes Innehalten,
schnelle Einschätzung von Schaden und Risiko.

Das Großfall scheint im oberen Teil gerissen zu sein. Das Segel liegt
zwar etwas ungeordnet im Lazybag, scheint aber unbeschädigt. Risiken
gibt es keine, denn Wind und Welle sind nicht brutal. Wir verstauen
zunächst das Segel, um ein auswehen zu verhindern. Da die Welle an Deck
gerade weiterhin wenig hoch erscheint, entscheiden wir uns, die
Situation im Mast zu begutachten. Also steigt Fritze in den
Bootsmannstuhl und ein Klettergeschirr zur Absicherung. Heide bediehnt
die Elektrowinsch, an der wir den Bootsmannstuhl über die Dirk befestigt
haben und Lukas sichert das Klettergeschirr über das Spifall.

Im Mast zeigt sich nur, dass das Großfall offenbar durchgescheuert ist.
Wir hatten ähnliche Probleme schon in der Vergangenheit. Zwei Rigger
(Martinique und Panama) hatten Korrekturen am Flaschenzug und am Rigg
vorgenommen, wir selbst dazu einige scharfe Grate im Mastkopf
glattgeschliffen und poliert. Über drei Monate waren keine Schäden
aufgetreten. Nun also wieder. Oder war es eine andere Ursache?

Da das Großfall der Lagoon 400 als Flaschenzug ausgeführt ist, haben wir
einen Teil des Falls noch oben hängen. Der untere Teil ist aber im Mast
verschwunden. So sind wir also etwa 750 Seemeilen von Galapagos entfernt
und haben unser Großsegel verloren. Ein Segler-SNAFU.

Wir entscheiden uns, das ganze zu Reparieren. Mit einer dünnen
Spectra-Leine und einem Drop-Shot-Gewicht aus unserer Angelausrüstung
geht es wieder in den Mast. Lukas lauert mit einem um einen Angelhaken
ergänzten Schraubenzieher an der Austrittsöffnung für das Fall in 2,5
Metern im Mast. Ich erinnere mich derweil oben im Mast an die
Hebelgesetze, die ich in der neunten Klasse in Physik verschlafen habe.
Zwei Meter Welle unten an Deck bedeuten in knapp 20 Metern Höhe eine
ordentliche Bewegung. Während mit Alytes also gehörig Verprügelt und ich
mich wie ein Koala an den Mast klammere müssen Leine und Gewicht etwa 10
cm über eine Rolle in den selbigen geworfen werden. Beim dritten Anlauf
klappt es. Langsam, mit Händen und Zähnen, lasse ich das Gewicht
herunter. Lukas schafft es tatsächlich, es mit dem Angelhaken zu packen
und die Truppe unten näht das Fall an die Führleine.

Oben schaffe ich es nicht, die dünne Leine mit dem Fall hochzuziehen.
Die Prügelei ist nun doch recht hart und ich werde Müde. Also runter und
die Leine mitgenommen. Heide übernimmt und zieht das geölte Fall durch
den Mast und wieder hinunter. Geschafft! Es geht ein weiteres Mal in den
Mast, um das nun durchgezogene Tau oben wieder zu befestigen. Mit Hängen
und Würgen klappt auch dieses Manöver. Wir sind, nach knapp zweieinhalb
Stunden wieder im Rennen.

Unser Segel werden wir allerdings nur noch im ersten Reff oder kleiner
fahren, da wir aus der Vergangenheit wissen, dass das Fall so nicht
scheuert. Ein wenig traurig ist das schon, denn das Reff sorgt für einen
Geschwindigkeitsverlust von etwa einem halben Knoten.

Egal. Wir belohnen uns mit Bier und (für Heide) einem moderaten
Cocktail. Eineinhalb Kilo der Dorade werden müde in die Pfanne gehauen
und genossen.

Mina freut sich, dass Mathe und Englisch ausgefallen sind. Statt dessen
verschlingt sie einen weiteren Band der „Legende der Wächter“.

Ein Seglertag halt…

Heute, am 26.04.2015 segeln wir um 14:38 h UTC auf der Position
5°22.044′ S, 102°24.597′ W.
Alle sind bester Laune, gleich gibt es Sonntagsfrühstück mit Rührei,
Speck und gebackenen Tomaten. Später Bananenkuchen. Denn Bananen haben
wir staudenweise.

Musik: Yasmine Hamdan, Ya Nass; Drowning Pool: Bodies (wiederholt)
Bücher:
Lucas: George Orwell, 1984
Mina: Die Legende der Wächter

*SNAFU = Situation Normal, All Fucked Up

Pazifik, dritter Tag

Unsere weiterhin frohe Crew hat sich nun langsam an den Rhythmus der
Wellen und der Wachen gewöhnt. Die bleierne Müdigkeit des zweiten Tages
ist verflogen. Es wird gekocht, geangelt und tatsächlich auch einmal ein
Fisch gefangen.

Jetzt nach den „Galapagos-Ferien“ geht für Mina die normale Schule
wieder los. Auf den Inseln gab es immer wieder kleine Projekte am
lebenden Objekt: Genesis, Evolutionstheorie, Klassifizierung von Arten
und natürlich jeden Tag einen Riesenzoo. In Deutsch und Kunst ist das
Jahr bereits so gut wie vorüber, jetzt wird nur noch vertieft. In
Mathematik geht es auf die Zielgerade: Es fehlt nur noch das Dividieren
großer Zahlen und Wahrscheinlichkeiten. Letzteres kommt mir für die
dritte Klasse etwas seltsam vor, aber mir scheint, man risse hier vor
allem ein paar Pisa-Punkte ab. Wir ziehen es trotzdem durch, Mina soll
ja beim Wiedereintritt mindestens auf dem Niveau Ihrer zukünftigen
Mitschüler sein. Sie ist jedenfalls mit Eifer und Spaß dabei.

Die beiden Jungs sind eine echte Bereicherung, auch wenn im Lehrprogramm
„Hochseeangeln“ ein höheres Lehrgeld für verlorene Köder bezahlt wurde.
Der Montessori-Ansatz geht hier einfach zu stark ins Geld unserer
kleinen Outdoor-Schule :-). Aber Lukas hat gestern den ersten echten
Kampf gegen ein kapitales Doradenmännchen aufgenommen. Und leider
verloren. Aber der Köder war noch dran und ein kleines Männchen hatten
wir zuvor schon an Bord gezogen. Es war innerhalb on 30 Minuten zu
Sashimi und Ceviche verarbeitet. Mina hat nun den Charme von Soja-Sauce
zum Sashimi entdeckt und stopft sich die Tranchen nicht wie noch vor
Wochen einfach ungewürzt in den Rachen. Wir entwickeln uns also.

Esteban ist am Ruder und bei den Manövern eine echte Bank. Nebenher hat
er es geschafft, einen Kurzwellenfunkkontakt nach Argentinien
aufzubauen. Immerhin über 3.000 Meilen mit einem Amateurfunker. Der
hatte allerdings auch mit seiner Richtantenne auf uns gezielt. Ziemlich
perfektes Signal. Zudem ist er für Mina ein guter Ansprechpartner in
Englisch. Wen kann man sonst schon in der neu gelernten Sprache so
wunderbar zu seinem Pferd, seinen Hunden und dem Polospiel ausfragen?
Mit sonnigem Lächeln plappert Mina immer wieder auf dem Vordeck mit ihm
und diskutiert die Vorteile von Hunden und Mäusen.

Bücher:
Lucas: Richard Dawkins, Das Egoistische Gen
Fritze: Neal Stephenson, Some Remarks
Mina: Halo Summer, Die Sumpflochsaga (das gibts wirklich), Teil sieben
Esteban: Miguel Yaucha, Captains Log: Destination unknown

Musik: The Cramps

Marquesas bound

Wir haben hier auf Isabela Island, der letzten von uns besuchten
Galapagos-Insel, einen furchtbar schlechten (oder besser gar keinen)
Internetempfang. Daher nur diese kurze Mail; verbunden mit dem
Versprechen, Euch zu einem späteren Zeitpunkt mit Geschichten und
Bildern zu versorgen.

In der Nußschale (ich schaffe kein Twitter-Format):
St. Cristobal empfing uns mit Horden von Seelöwen. Sie waren im Wasser,
sie waren auf unseren Badeplattformen, sie saßen auf unseren Sofas.
Unter Wasser Hammerhaie und Schildkröten am „Kicker Rock“.
Wasserleguane gibt es wenige, aber imposante Individuen.

In Santa Cruz schmeckt das Wasser nach Diesel, aber wir kriechen durch
Lava-Tunnel, sehen unsere ersten Blaufußtölpel und bestaunen das
städtische Leben.

Auf Isabela reparieren wir unser Getriebe, lernen die
Umweltfreundlichkeit der örtlichen Bevölkerung kennen und sehen Horden
von endemischen Tieren. Zu guter letzt provisionieren wir pflückend und
grabend auf einem Bauernhof: Frische Bananen vom Baum, Yucca aus der
Erde, Pflanzenweise Petersilie und Koriander, Kürbisse, Melonen,
Limetten, Tomaten, Maracuja etc.

Wir sind in einer Stunde unterwegs. 3.000 Seemeilen liegen vor uns. Alle
an Bord sind bester Laune und grüßen Euch.

Heide, Mina, Fritze, Lucas und Esteban

PS: Alle Mails können wir nun etwas langsamer beantworten,
Blog-Kommentare wohl erst wieder ab der zweiten Maiwoche

Pazifikpassage Panama – Galapagos (30.03.2015 – 05.04.2015)

You are innocent, when you dream
-Tom Waits

Wir haben ein optimales Wetterfenster erwischt und auch die Strömung ist ideal auf dem von uns geplanten Kurs. Alytes segelt auf einem fast wellenlosen Pazifik unter unserem wunderbaren Genaker mit 6 – 8 Knoten dahin. Wir brauchen knapp sechs Tage bis San Cristobal. Weiterlesen

Reise zwischen den Ozeanen: Der Panamakanal (28.03.2015 – 29.03.2015)

„Another day, another ocean“
– Darren, der Mann aus Manchester der einfach nur nach Neuseeland wollte

Wir hatten uns für einen Transfer durch den Kanal ohne Agenten entschieden. Die Organisation der Kanaldurchfahrt ist tatsächlich vollkommen einfach. Am 28.03.2015 fahren wir dann endlich durch in die erste der drei Gatun-Schleusen.

Die ganze Crew im Kanal (v.l. Lucas, Heide, Edward (Advisor), Mina, Abdel (Linehandler), Fritze und Esteban)

Die ganze Crew im Kanal (v.l. Lucas, Heide, Edward (Advisor), Mina, Abdel (Linehandler), Fritze und Esteban)

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Colon, Panama – Fitnessprogramm für den Pazifik (18.03.2015 – 28.03.2015)

Heute nur in aller Kürze: Colon trägt seinen Namen zurecht, alle Arbeiten an Alytes sind erledigt und die Crew ist bereit für den Kanal. Wir haben Esteban (Argentinien) und Lucas (Freiburg) an Bord und freuen uns auf eine großartige Überfahrt.

Wir werden ab 16:00 Uhr am heutigen 28.03.2015 unseren „Advisor“ (die kleine Form des Lotsen) an Bord nehmen und dann durch den Kanal fahren. Vielleicht tauchen wir ja auf einer der Webcams im Kanal auf. Bei den Gatun Locks sollten wir zwischen 16:30 Uhr und 18:00 Uhr sein. Die Miraflores Schleusen müssten wir morgen gegen 13:00 Uhr passieren.

http://www.pancanal.com/eng/photo/camera-java.html

Eine detailliertere Beschreibung folgt. Versprochen. Aber es war einfach zu viel zu tun, um lang zu schreiben.

OK, it's all work, no play ;-)

OK, it’s all work, no play 😉

Panama – San Blas (12.03.2015 – 16.03.2015): Südseevorbereitung

Wir treffen in San Blas auf zwei außergewöhnliche Dinge: Die maternalistische Gesellschaft der Kuna-Indianer und ihre grenzenlos schöne Inselwelt. Wir sind nun optimal auf die Südsee eingestimmt.

San Blas: Perfekte Vorbereitung auf die Südsee

San Blas: Perfekte Vorbereitung auf die Südsee

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