Atlantiküberquerung (30.11.2014 – 01.12.2014): Tief im Passat

Nach dem einen oder anderen Abenteuer hilft uns das Wetter nun, uns auf
die Karibik einzustimmen. Der Wind ist so kontinuierlich und so ruhig
wie ein klebrig schwerer Reggae-Song.

Die Soft-Drinks sacken tiefer in die Proviantkisten, das Bier und der
Wein schwappen nach oben. Eher wie Urlaub, nicht wie eine harte Regatta.
Crew und Skipper tanken Sonne und Schlaf. Die Wettervorhersage
verspricht gleichbleibende Konditionen. Vielleicht etwas Schwachwind.
Aber wir haben am Anfang Diesel gespart und werden im Zweifel die
Motoren anwerfen, um nicht Stecken zu bleiben.

Es bleiben noch einige Aufgaben. So wird Altytes jeden Tag
durchgecheckt, alle wesentlichen Komponenten werden gespült und geputzt.
Verluste gibt es schon einige. Vor alle Taue und Schäkel, die der
Dauerbelastung dieser Überquerung nicht standhalten. Aber wir haben
volle Ersatzteillager und sind daher weiter unterwegs.

Im Rahmen der Atlantic Odyssey leisten wir zudem einen kleinen
wissenschaftlichen Beitrag: Wir haben gestern eine Treibboje des
Wetterdienstes ausgesetzt. Dieses recht sperrige Teil hatten wir bis zum
40. Längengrad mitgeführt. Nun wurde sie von Mina mit Edding und
Farbstiften aufs beste verziert und dann gemeinschaftlich über Bord
geworfen. Für die nächsten Jahre treibt sie nun langsam in der
Meeresströmung, sammelt und sendet Wetterdaten.

Heute haben wir letztens gefangenen Segelfisch verspeist und planen
gerade, wie wir die restlichen Fleischvorräte noch essen können. Ab
heute gibt es vermutlich jeden Tag was aus der Truhe. Und die Angel
lassen wir drin, da wir nichts fischen wollen, was am Ende nicht
gegessen wird.

Das größte Risiko ist nun wohl nur noch der „Half-Time-Blues“. Kaum hat
man die Hälfte überschritten, fühlt man sich im „wir sind ja schon bald
da“-Modus. Tatsächlich ziehen sich die lauen Segeltage aber noch über
mindestens eine Woche. Tragisch.

In diesem Sinne heben wir unsere Cocktail-Gläser in Eure Richtung,
Peace and Harmony,
Altytes und Crew

Bücher: „Electrics Afloat“
Musik: Dennis Brown, The A&M Years

3 Gedanken zu „Atlantiküberquerung (30.11.2014 – 01.12.2014): Tief im Passat

  1. Konnie

    Hy, wie gut Ihr in Fahrt seid. Nach Euren Schilderungen der Reparatur war ich erleichtert! Die Frage: was ist der Grund für Berichte von 3 ! Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit nachdem Alytes zuvor bis zu 8! Knoten fuhr—Danke.
    Wie war der Sailing-Fisch? und wie habt Ihr ihn zubereitet?
    Good Luck!

  2. kai

    „Electrics afloat“ — das erinnert mich an die Geschichte, die ich miterlebt habe, aber nicht erinnere weil ich zu klein war, in einer Bahamasair Maschine kam es zu Rauchentwicklung, so dass der Pilot das Flugzeug nah übers Wasser brachte. Dann rannten er und eine Flugbegleiterin nach hinten, kamen in einem dicken Handbuch blätternd wieder nach vorn gerannt — just in time manual digestion…;)

    Höre gerade auch Dennis Brown und proste euch mit dem Ingwer-Tee zurück (gegen die Erkältung, heute 0° hier)!

  3. Thomas aus München

    Liebe Alytes-Crew,

    was ist denn da los? Von gestern auf heute von Platz 7 auf Platz 11……Kann es sein, dass Ihr dann doch zu viele Cocktails trinkt und schon jetzt das Beachleben probt?! Macht mal hinne und denkt nicht so viel an Steaks und Fritten, sondern kümmert Euch um den Stand der Segel, sonst schicke ich Euch den Edo. Der wird Euch schon auf Vordermann bringen! Oder wolltet Ihr querab mit Eurer Driftboje so langsam gen Karibik kommen.
    Viel Spaß auf den letzten Metern….
    Liebe Grüße, Thomas

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