Anse St. Anne, Martinique: Mein Geburtstag

Was für ein Tag! Ich hatte mir zwar ein Geburtstag auf Galapagos gewünscht, doch das war schon aufgrund der Zyklon-Saison im Pazifik nicht machbar. Statt dessen eine Party in der Bucht von St. Anne. Mit dreizehn Kindern aus aller Welt und später einer Spontanparty für die Erwachsenen.

Endlich, endlich Geburtstag! Endlich neun Jahre alt (auch wenn das im Sinne der Jugendschutzfreigaben von Harry Potter Filmen keinen Einfluss hat)! Morgens wie immer aus dem Bett gekrochen, wie immer im Dezember auf das Sofa im Salon geklettert und das Adventskalender-Tütchen für heute gesucht. 19. Mein Geburtstag! Die Tüte war eher egal jetzt. Umdrehen und… Mama und Papa singen, Papa dazu mit schräger Ukulele (ja, sie ist repariert) ein paar Akkorde geschrömmelt. Und auf dem Tisch Geschenke! Juhu!!

Ein Playmobil Auto. Mein drittes. Nun kann ich vielleicht ein Schoko-Bringdienst aufmachen? Nee, lieber eine Firma für Abenteuer-Reisen (Anmrk. des Skippers: Sie hat zu viel mit Christian aus Neuseeland gequatscht, der tatsächlich soetwas startet). Und eine knallbunte Hängematte! Und auch noch ein Drachen. Blau und lenkbar. Und dann gibt es ein leckeres Frühstück und am Abend kommen meine Gäste. Eigentlich zehn. Aber es sollten viel mehr werden.

Aber erstmal müssen wir den Tag rumkriegen. Schule gibt es heute nicht. Kein Mathe bei Herrn Kackert, kein Englisch bei Herrn Poppins, kein Kunst, Sachkunde und Deutsch bei Frau McGonnagal. Und Sport auch nicht. Gut. Aber die Familie ruft an. Ich freue mich riesig.

Die Familie ruft über Satellit an

Die Familie ruft über Satellit an

Ich genieße also ein ruhigen Tag mit einem Buch in der neuen Hängematte. Sie ist genau zwischen dem Mast und unserer Backbordwant gespannt. Und soo groß, dass ich mich auch noch mit den Seiten zudecken kann, wenn ich drin liege. Und für Mama ist auch noch Platz. Papa ist zu dick, um mit mir drin zu liegen. Aber OK, mit dem muss ich dann weiter auf der Couch kuscheln. Geht auch.

Wer ist da in meiner Hängematte?

Wer ist da in meiner Hängematte?

Spannend, das Buch. Aber nun muss ich mal in die Ferne schauen und die Augen ausruhen. Schöne Bucht, in der wir liegen. Viele Boote. Um uns rum eine ganze Menge der Atlantic Odyssey Teilnehmer. Und dann der Seehund da hinten… Seehund???! Auf Martinique? In der Karibik? „MAAAMA! Da hinten ist ein Seehund!“

Heide rennt hoch, schnappt sich das Fernglas. Tatsächlich, dahinten schwimmt was im Wasser. So ungefähr schon halb am Strand. Heide schaut nochmal hin. Der Seehund hat Ohren. Und sieht auch sonst eher aus wie ein Schäferhund. Oh Mann! Das ist Balrog! Der Hund von der Sephina. Rob und Jenn sind zum Einkaufen in die Bucht gefahren und er sollte an Bord bleiben. Aber dann ist er wohl doch über die Reling gesprungen. Und nun schwimmt er auf die Wasserski-Fläche zu. Da rasen auch schon zwei Motorboote heran! „Paaaapa! Wir müssen Balrog retten!“

Papa springt ins Dingi. Mama hinterher. Vorher noch unsere Gangway geschnappt, falls Balrog die braucht, um ins Boot zu kommen. Papa schwärmt immer von unserem 20 PS Außenborder. Jetzt weiß ich warum. Das Dingi macht einen Satz und kommt ins Gleiten. Mit 1000 Knoten (mindestens) rasen sie auf Balrog zu. Aber das Wasserski-Boot auch. Und das ist groß, hart und schnell. Hoffentlich schaffen die das!  Und hoffentlich fahren die nicht selbst über Balrog!

Papa fährt eine große Kurve um den süßen Nachbarhund. Und in den Weg der Wasserski-Boote. Gut. Die weichen nun auch aus. Und dann? Die Gangway findet Balrog doof. Wir die Idee nun auch. Also gut zureden. Aha. Die Vorderpfoten sind schon auf dem Boot. Anpacken, ziehen und schwupp, der ist drin. Ganz schön aus der Puste. Ist aber auch schon über 500 Meter geschwommen.

Wir haben Balrog, den Nachbarhund gerettet!

Wir haben Balrog, den Nachbarhund gerettet!

Als er bei uns an Bord ist, wird er von mir erstmal gepflegt. Wasser, lecker Wurstbrot und ein dickes Stück vom iberischen Schweinebein. Das mag er. Aber Mist! Wenn ich mich so an Psychologie erinnere, sollten wir ihn jetzt nicht fürs Abhauen belohnen. Ach egal. Der muss erstmal runter kommen. Macht er dann auch. Erst wird noch ein wenig gefiept. Dann kackt er ordentlich auf unser Netz. Mama und ich machen das weg, weil unser Netz so eng ist, dass die Würste nicht durchfallen. Und dann wird nur noch so gestreichelt und so. Super Abenteuer. Später sind Jenn und Rob überrascht und dankbar und auch ein wenig sauer auf Balrog, da sie jetzt fürchten, dass er immer reinspringt, wenn sie weg sind. Na, müssen sie sich wohl was einfallen lassen. Übrigens: Der Hund bekommt auch die Luken an Bord auf. Das ist schon doof ;-).

Den Rest des Tages habe ich Tütchen gepackt für die Kinder zum Mitnehmen. Stifte, Süßigkeiten und so weiter. Und dann war ich auch noch auf der Hapa na Sasa, einem anderen Boot mit drei Mädchen an Bord. Paula, Luisa und Franka. Und dann sind wir wieder zur Alytes gefahren.

Und plötzlich kommen die ersten Gäste. Wir schwimmen und spielen mit der Fender-Schaukel (Greta weiß, was das ist), Mamas neuem Stehpaddelbrett, Fawkes dem Dingi und allem Möglichen, was so ins Wasser hängt. Dann gibt’s leckeren Zitronenkuchen und Süßigkeiten.

Zitronenkuchen und Süßigkeiten. Lekcer!

Zitronenkuchen und Süßigkeiten. Lekcer!

Ein Dingi kommt längsseits. Darin sind noch Eltern und Kinder von der Miss Behaving aus Australien. Schon ein wenig groß die beiden, aber OK, wir haben ja noch genug Kuchen.

Plötzlich taucht so ein komischer Typ mit wuschigem, schwarzem Haar, Schnurrbart und weißem Umhang auf. Der will ein Pirat sein! Irgendwie sieht er aus, als hätte sich Papa ein Handtuch über den Buckel geworfen, Mamas Kajal im Gesicht verteilt und meine Hexenperücke von Helloween aufgesetzt. Kann das sein? Egal, der Typ verspricht uns einen Schatz!

Aber wir müssen ein paar Aufgaben schaffen. So als Piratencrew. Mit Freundschaft, Mut, Köpfchen und Stärke. Sagt der Pirat. Also:

Erst müssen wir alle auf den Großbaum klettern. Ich kann das gut. Mach ich ja fast jeden Tag (OK, jetzt wo ich die Hängematte habe wohl eher seltener). Und einige der kleinen schaffen es nicht. Wir ziehen von oben und schieben von unten. Mann, einige wollen schon heulen. Aber wir schaffen es. Mit Räuberleiter und so. Alle sitzen oben. Der Pirat ist sauer. Der sieht seinen Schatz schon in unseren Händen!

Alle sind auf dem Großbaum

Alle sind auf dem Großbaum

Jetzt kommt der eklige Teil. Mut. Einer von uns muss bis auf den Boden tauchen (immerhin sieben Meter) und eine eklige Seegurke rausholen. Das kann keiner, oder? Doch! Haily von der Miss Behaving kann das. Sie ist schon zwölf und kann tauchen wie ein Fisch. Und sie versuchst ein paar mal. Schafft sie es? Noch mal runter. Blasen steigen auf. Da ist sie! Und in der Hand ne fette, fleckige Seegurke. Sieht aus wie die Kackwurst von nem Riesen. Der Pirat ist sauer. Und weil die Seegurke ein wenig schlaff aussieht, sollen wir auch noch Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Ich bin nicht sicher, ob Ihr es wisst, aber Seegurken atmen durch den Hintern. Wir machen das auf keinen Fall. Noch nichtmal Haily. Statt dessen kriegt der Pirat was zu hören, dass der ja wohl selbst die Idee mit der Seegurke hatte und dann soll er die auch mal selber retten. Und dann pustet er der echt in den Hintern. Und das piept auch noch. Na gut, endlich landet das arme Tier (ist das eins?) wieder im Wasser. Hat wohl alles gut überlebt, sagt Haily, die später noch mal nachsehen war.

Haily taucht die Seegurke hoch. Schon recht eklig!

Haily taucht die Seegurke hoch. Schon recht eklig!

Und dann müssen wir noch alle ums Boot schwimmen. Die, die es nicht können, werden von den anderen auf dem Paddelbord mitgenommen.

Piratenhilfe bei der Schwimmaufgabe

Piratenhilfe bei der Schwimmaufgabe

Und dann eine Matheaufgabe (babyleicht) und dann ein Rätsel. Wir lösen es und finden den Schatz in der Waschmaschine. Juhu!

Es ist schon spät, und wir essen Würstchen vom Grill. Immer mehr Erwachsene kommen. Alle bringen was mit: Eingelegte Steaks, Hamburger Brot und, und, und. Und dann werde ich müde und die Erwachsenen trinken Sekt und Wein und vor allem leckere Ti-Punshes, die Ivan von der Gavroche mixt. Hey, die klauen meine Party. Egal, es war schon super. Auch wenn ich natürlich gern meine Freunde von zu Hause dabei gehabt hätte. Dann wäre es noch besser gewesen. Na ja, so ginge dann aber auch!

Im Bett war ich jedenfalls sehr spät und geschlafen habe ich noch später!

Am nächsten Tag habe ich noch einen süßen Brief von Riley bekommen. Nett, oder?

Vollendete Form aus dem Commonwealth: Die Dankesnote. Danke dafür!

Vollendete Form aus dem Commonwealth: Die Dankesnote. Danke dafür!

10 Gedanken zu „Anse St. Anne, Martinique: Mein Geburtstag

  1. Dörte und Holger

    Hallo Mina, das war ja wohl ein super Geburtstag! Auch wir möchten Dir herzlich nachträglich zum Geburtstag gratulieren und hoffen, dass auch alle anderen Ereignisse mit so viel Spaß verbunden sind. Dörte und ich sind besonders neidisch – zumal wir selbst ja bereits auf der Nachbarinsel einen Tag zugebracht haben. Hier in Oldenburg bzw. Bad Zwischenbahn ist es winterlich kalt und wir hatten ein eher typisches Weihnachtsfest. Ganz liebe Grüße auch von Tessa und Robin sowie Gudrun und Fredo auch an Deine Eltern. Wir sind gespannt auf Eure nächsten Reiseberichte und wünschen Euch vor allem Gesundheit und allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Liebe Grüße
    Dörte und Holger

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